Bad Vöslau, das (niederschwellige) Sportangebot und die Jugend

Ein Calisthenicspark für Jung und Alt in Ebreichsdorf. (Foto freundlicherweise von Wolfgang Kocevar zur Verfügung gestellt)

Bad Vöslau, der Sport und die Jugend

Da diese Diskussion immer wieder aufgegriffen wird und Sportangebote häufig auch als Angebote für Kinder und Jugendliche in Bad Vöslau betrachtet werden können, möchte ich einige Worte darüber verlieren, warum diese Art von Infrastruktur heutzutage notwendig ist und welche Unterschiede es möglicherweise zu Bad Vöslau vor 20 oder mehr Jahren gibt.

Ich selbst, als Kind der 90er-Jahre, habe noch in den vielen brachliegenden Grundstücken rund um mein Elternhaus gespielt, Lager gebaut und Stöcke geschnitzt – alles ohne große Aufsicht und ohne Ärger. Aber die Zeiten ändern sich. Die Welt dreht sich gefühlt schneller als je zuvor. Bad Vöslau ist gewachsen, hat sich verdichtet und hat den Namen „Stadt“ inzwischen fast verdient.

Wenn Kinder oder Jugendliche heutzutage auf einem brachliegenden Grundstück ihre Freizeit verbringen, war das früher vielleicht noch unproblematisch. Heute gibt es in solchen Fällen jedoch mehrere Problemherde (und zudem gibt es kaum noch brachliegende Flächen oder Grünflächen im innerstädtischen Bereich):

  • Die Erziehungsberechtigten könnten Bedenken haben, ob so etwas überhaupt legal ist.
  • Die benachbarten Anwohner sind möglicherweise vom Lärm belästigt.
  • Der Grundbesitzer könnte ein Problem damit haben.
  • Die Ressourcen der Polizei werden in Anspruch genommen.

Um solche Probleme erst gar nicht aufkommen zu lassen, ist es umso wichtiger, nicht nur niederschwellige Sportangebote für alle zu schaffen, sondern diese auch als sozialen Treffpunkt für Jugendliche zu gestalten – einen Ort, an dem Freizeit und Sport miteinander verbunden werden können. Denn die Auslagerung der Jugend- und Sportangebote in Form der Multisportanlage an die äußerste Peripherie der Stadt hat gezeigt, welchen Stellenwert diese beiden Themen in Bad Vöslau tatsächlich haben.

Der Stand der Dinge

Im Sommer haben wir alle öffentlichen Sportplätze und Spielplätze besichtigt und bewertet. Die großen Stationen waren dabei:

  • Die Multisportanlage in Richtung Flugfeld, die zwar das beste Angebot bietet, aber an den äußersten Rand von Bad Vöslau verlagert wurde und somit schlecht erreichbar ist. (Radweg sollte sicherer gestaltet werden und die 70er Zone gestrichen. Das Beschleunigen auf dieser kurzen Strecke ist den CO2-Ausstoß ohnehin nicht wert.)
  • Der Schlosspark, der vor allem für Kinder mit Aufsichtspflicht gute Angebote bereithält.
  • Der Spielplatz in Gainfarn, der für einen Fußballplatz das größte Potenzial bietet.
  • Der Spielplatz in Großau, der besonders durch das Gefälle der Wiese besticht.

Grundsätzlich fiel auf, dass Spielplätze rundum gut gepflegt und ausgestattet sind, aber sobald es um Sportanlagen geht, die auch als Angebote für Jugendliche und Erwachsene genutzt werden können, wird das Angebot zwar nicht spärlich, jedoch wenig ansprechend. Hier eine Einschätzung in Bezug auf die verschiedenen Sportarten:

Basketball:

  • Es gibt grundsätzlich einen bespielbaren Basketballplatz in der Multisportanlage in Richtung Flugfeld. Der Platz hat allerdings nur selbst gesprayte Markierungen – die Freiwurflinien habe ich vor einigen Jahren selbst eingezeichnet. Außerdem muss der Platz mit Fußballspielern und Handballspielern geteilt werden.
  • Der Basketballkorb im Schlosspark ist viel zu hoch und der Untergrund ist erdig bzw. wurzelig – daher nicht bespielbar und wenig genutzt.
  • Am Spielplatz in Gainfarn gibt es zumindest einen Hartplatz, aber der Korb ist viel zu niedrig. Die Standardhöhe für einen Basketballkorb liegt bei 3,05 m, und selbst die Kleinsten trainieren im Verein auf dieser Höhe.

Fußball:

  • Der Hartplatz an der Multisportanlage Richtung Flugfeld ist problemlos bespielbar, aber wie bereits erwähnt, fehlen hier die Markierungen.
  • Am gleichen Standort haben wir einen völlig verwahrlosten Fußballplatz entdeckt. Das vertrocknete Unkraut war fast einen Meter hoch gewachsen, was den Eindruck erweckte, dass selbst die Gemeinde diesen Platz vergessen hat.
  • Der Fußballplatz am Spielplatz in Gainfarn ist nach unserer Einschätzung der einzige, auf dem ein ordentliches „Kickerl“ veranstaltet werden kann.
  • In Großau gibt es zwar einen gepflegten Platz, allerdings ist dieser auf einer schiefen Fläche angelegt. Das Gefälle zeigt in Richtung Straße, was eventuell auch fern von optimal ist.
Calistheics #1. Sportgerät oder Kinderkletterturm?
Calisthenicspark #2.
Fußballplatz Großau. Etwas sehr schräg
Fußballplatz Schlosspark. Leider keine Netze
Fußballplatz Gainfarn.
Basketballkorb Schlosspark. Viel zu hoch und erdiger Untergrund
Basketballkorb Gainfarn. Viel zu niedrig.
Multisportanlage mit selbst eingezeichneten Markierungen
Fußballplatz Multisportanlage. Leider verwildert

Laufen & Radfahren

  • Mit der Crosslaufstrecke und dem Fitnessparcours ist Bad Vöslau gut aufgestellt. Beide Strecken könnten jedoch eine Revitalisierung und gegebenenfalls eine Erweiterung vertragen.
  • Es gibt in Bad Vöslau keinen sicheren Weg zum Wiener Neustädter Kanal, weder für Fußgänger, Läufer noch Radfahrer. Warum hier noch immer keine Geh- bzw. Radwegverbindung existiert, ist fraglich. Besonders, da nach der Kanalquerung in Richtung Industriegebiet seitens Kottingbrunn ein Radweg gebaut wurde und die Verbindung nach Bad Vöslau trotz wochenlanger Straßensperre nicht im gleichen Zuge erweitert wurde.

Was bedeutet niederschwelliges Sportangebot für Jung und Alt?

Revitalisierung bestehender Angebote: Die Wiederbelebung bzw. Erneuerung der bestehenden Crosslaufstrecke und des Fitnessparcours. Zusätzlich sollten neue Laufstrecken in verkehrsberuhigten Zonen oder im Wald geschaffen werden, um noch mehr Bewegungsmöglichkeiten, auch ohne Höhenmeter, zu bieten.

Errichtung neuer Anlagen: Ein Calisthenics-Park bzw. eine Kraftsportanlage, die ihren Namen verdient, ist dringend notwendig. Die derzeitige Anlage im Schlosspark ist eher als Kinderturnplatz konzipiert (wie die Plakette der Moser Spielgeräte GmbH zeigt) und weder für Erwachsene geeignet noch groß genug, um mehreren Personen gleichzeitig Platz zu bieten. Vorbilder für eine solche Anlage gibt es beispielsweise in Wien, Ebreichsdorf oder Trumau.

Ein neues Konzept für öffentliche Teamsportanlagen: In Bad Vöslau gibt es zwar zahlreiche öffentliche Fußballplätze und Basketballkörbe, aber viele davon befinden sich in einem maroden oder nicht bespielbaren Zustand. Eine sinnvolle Reduzierung und Zusammenlegung im Sinne von „Qualität statt Quantität“ wäre hier angebracht, um attraktive und gut gepflegte Anlagen für Teamsportarten zu schaffen.

Wie man an der Aufzählung sehen kann, besteht noch viel Potenzial für Verbesserungen im Bereich Jugend und Sport. Mit – im Vergleich zu anderen Projekten – überschaubaren Kosten könnte die Lebensqualität vieler Menschen deutlich gesteigert werden.